Freitag, 26. Januar 2007

La bonette: Consumer whore

Du weißt, dass du ein Problem hast, wenn du völlig verkatert gegen 12 Uhr aufwachst und auf deiner Mailbox ein Anruf mit Kölner Vorwahl ist, wobei eine Frau, die du nicht kennst, von der Deutschen Rentenversicherung, mit der du noch nie Kontakt hattest, dringend um einen Rückruf wegen deines Termins am Dienstag um 8 Uhr (!) bittet. Schlimmer wird das Ganze nur noch durch das Eintreffen massiver Kopfschmerzen einige Stunden später, bei denen alleine jedes gesprochene Wort Brechreiz sondersgleichen auslöst, und das ausnahmsweise mal nicht inhaltlich bedingt.
Ich hatte jedenfalls keine Ahnung, wie ich meinen großartigen Termin mit der freien Marktwirtschaft heute über die Bühne bringen sollte ohne früher oder später auf jene zu erbrechen. Letztlich lockte aber die Aussicht auf das schnelle Geld (2 Stunden Marktforschung= 8 Stunden Affenhölle) mehr als mein angegriffener Magen mich zum Darniederliegen drängte. Ich schleppte mich innerstädtisch und fand mich an edler Adresse mit einer kurzhaarigen (falschen) Blondine, die offensichtlich auch zur Gesprächsrunde wollte. Frustriert drückte sie mehrfach auf einen Klingelknopf, ohne das daraufhin die Tür aufging, ein Umstand, der sie seit mehreren Minuten erzürnte. Ich stellte mich kurz vor und zwang sie, in dem Laden anzurufen um unsere kalte Wartezeit abzukürzen. Schnell stellte sich heraus, dass die Gute D. einfach bei der falschen Firma geklingelt hatte, eine Tatsache, die ich bereits bemerkt hatte, die jedoch mein Sprachzentrum nicht in der Lage war, zu artikulieren.
Im Fahrstuhl nach oben fragte D., ob ich "auch vorm Ikea" angesprochen worden sei. Ich konnte dies glücklicherweise verneinen, ahnte aber daraufhin schon im Vorfeld, wie falsch die späteren Versicherungen der Gesprächsleiterin, uns alle alleinig aufgrund unserer Kompetenz in puncto Hautpflege eingeladen zu haben, waren.
Die hatten Leute auf der Suche nach Einbauschränken vorm IKEA abgefischt und jetzt taten sie so, als wären wir alle höchstpersönlich Insider der Körperpflege-Branche.
Me was miffed but interested.
Insgesamt zu Acht mussten wir erst eine Art...Fragebogen zu diversen völlig "neuartigen" und "innovativen" Produkten ausfüllen. Erst dann durften wir in den Raum mit den Erfrischungen und Schnittchen, bei deren Anblick ich bedauerte, so alkoholgeschädigt zu sein. Ganz in der Tradition von Ferienlagern folgte die obligatorische Vorstellungsrunde bei der ich nur knapp in puncto Uninteressantheit gegen die älterste Teilnehmerin der Runde ("Ich bin die U., 42 Jahre alt, und meine Hobbies sind mein Lebensgefährte und mein Hund. Der kann froh sein, dass ich ihn zuerst genannt habe, übrigens.") verlor (la bonette: "Ich versuche gerade verzweifelt, mir ein Hobby einfallen zu lassen, aber das gelingt mir nicht. Ich... besuche gerne Freunde?" Fragezeichen am Ende machen einen nicht besonders durchsetzungsstark). Anwesend waren: 3 Studentinnen (mit mir), davon eine im Referendariat, 2 Frauen, die bei Wohnungsbaugesellschaften angestellt sind (merkwürdiger Zufall? I doubt it), die Frau mit dem Hund, eine sehr junge Architektin und eine Rädelsführerin alleinerziehender Mütter in Rosa gewandet. Es versprach alles, lustig zu werden. Meine Erwartungen wurden denn auch nicht enttäuscht, 2 Mal musste ich laut lachen, beides ging auf das Konto der Hundefrau.
1."Der Fuß ist ja eine Welt ganz für sich."
2. "Urea...das klingt wie Ur- Nivea, also, die lassen sich ja immer wieder was einfallen."
Interessanterweise ist Urea ein Harnstoff. Sie wirkte einigermaßen unbeeindruckt als sie dies erfuhr.
Die Gesprächsleiterin entpuppte sich als geschickte Menschenflüsterin, u.a. versicherte sie uns, dass niemand hinter der verspiegelten Scheibe säße und dass unsere Daten vertraulich behandelt werden würden. Pah! Ist ja nicht so, dass ich nicht ständig CSI und WISO gucke. Ich glaubte ihr kein Wort und versucht, mich immer möglichst vorteilhaft vor dem Spiegel zu platzieren um die eventuell dahintersitzenden Firmenbosse für mich einzunehmen.
Das Gespräch selbst verlief dann für meine Position eher einseitig. So war ich beispielsweise die Einzige, die die Idee einer Body Lotion, die man schon während des Duschens aufträgt, stark befürwortete. Oft betonte ich, wie wichtig für mich Zeitersparnis sei. Ich wollte mit Professionalität beeindrucken, gab dann aber letztlich doch zu, dass ich einfach lieber 10 Minuten länger schlafe als mich einzucremen. "Wer nicht?", fragt sich der geistig gesunde Leser, völlig zu recht. Nun, wie sich herausstellte ist das Eincremen für viele Frauen und v.a. für alle ANDEREN Frauen außer mir in der Runde eine Art RITUAL. Es mit dem Duschen selbst zu vermischen grenzt daher an ein SAKRILEG. Ich wurde schnell ausgegrenzt, dabei wollte ich doch nur meine Emanzipiertheit von Attributen wie "kuschelweiche Haut" zum Ausdruck bringen. Ich glaube kaum, dass ich es nötig habe, mir von Leuten, die das Wort "Shea" nicht aussprechen können, was von "praller Haut" erzählen lassen zu müssen. Ich sprach dann noch 1, 2 Mal das "hausbackene Image" der zur Diskussion stehenden Marke an und widmete mich ansonsten den Erfrischungen und einer Toiletteninspektion. Alles vom Feinsten bei den Fritzen in der freien Wirtschaft, wie schon längst von mir vorhergesehen.
Vom verdienten Geld habe ich sofort überteuerte Pop Tarts und andere Produkte, die die Hautalterung rapide beschleunigen gekauft. Bring your new Marketingstrategies on, Creme- Dealer aller Länder. Ich werde widerstehen.

3 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

hey love,

es ist jetzt 1.45 in good old England und ich bin gerade von der Party bei den dänischen Sexzwillingen zurück! Ich habe 6 Gin Tonics intus ... nee, Moment 2 Gin Tonics und dann 4x Gin mit Fanta Lemon ... wer serviert denn sowas? disgusting... aber es war das einzig annehmbare mit dem sie den guten Gordon's verdünnen konnten.

I'm drunk!

Your post was very funny and I hope to join this business once I'm back... obwohl auch ich mich nicht soooooooooooo gerne ewig eincreme!

Ich wollte nur sagen, dass ich´mir immer noch nicht im klaren bin ob der heiße Will wirklich heiß ist... der GIN! anyway I think he must be hot...

leider kann ich morgen nicht nach Newcastle mit all den geeks und dem heißen Will, weil mich the best football club in the whole wide world in Beschlag nimmt... mehr zu meinem exklusiven Sitzplatz auf Sir's Schoß zu anderer Zeit an anderem Ort. FA Cup here I come! UNITED!

naja, ich treffe den heißen Will aber voraussichtlich ... nüchtern... am Sonntag in Scarborough!

anyway, seltsame DJs aus England die ab und zu mal in Berlin auflegen, wollen meine myspace Freunde werden, d.h. ich muss meine Seite dort endgültig fertigstellen ... networking! like my Mitbewohnerin!!!

oops, das Wasser für meine Pelmeni kocht auf dem guten Gasherd ... ich werd dann mal... hangover food!

Good Night, Ladies!

Anonym hat gesagt…

Are you going to Scarborough Fair? Was für ein abgeschmackter Scherz. Heißheit sollte objektiv feststellbar sein, auch nach Alkoholgenuß...jedenfalls bin ich froh, dass die dänischen Sexzwillinge fort sind. My Space sounds seducing to me!

Anonym hat gesagt…

they are leaving Thursday ... and Scarborough has been replaced by Durham! How random!!!

___

ROONEY, ROONEY, ROONEY!!!