Mittwoch, 3. Januar 2007

Metall auf Knorpel

Auf der Suche nach meiner an den Fernseher (oder, wie ihn die Mitbewohnerin zärtlich nennt "Ferns") verlorenen Jugend und in der Tradition des neuen Jahres, mich selbst mit zuvor niemals in Erwägung gezogenen Körperumgestaltungsmaßnahmen zu überraschen, kam es heute zu neuen Ausschreitungen meines Hirns. Diese sagten mir, dass das Einzige, was blonde Strähnchen toppen kann, ein unscheinbares (aber dafür nicht weniger schmerzhaftes) Anti- Tragus Piercing sei. Was genau ich mir habe durchstechen lassen, kann jetzt jeder kurz selbst recherchieren, nicht zuletzt um in die bunte, faszinierende Welt der Selbstverstümmelung näher einzusteigen. Nur soviel: Prinz Albert ist nur eine von vielen Möglichkeiten für Jungs, sich das Sitzen zu erschweren (zumindest, solange kein Knopf IN der Hose ist), womit ich aber keinesfalls eine Metallisierung meinerseits in sensitiven Bereichen andeuten möchte. ANTI Tragus, das ist kein Schweinkram. Wirklich. Hier der Beweis: http://de.wikipedia.org/wiki/Anti-Tragus-Piercing
Es schmerzt übrigens nur, wenn ich lache. Damit ist wenigstens ein kleiner Teil unzähliger mehr oder weniger schlechter Arztwitze rehabilitiert. Das Stechen an sich ging schnell und war dank eines Erdbeerlollis bald nur noch Nebensache in meinem von Kohlehydraten abgelenkten Hirn. Natürlich könnten auch die Bilder an der Wand entscheidend gewesen sein, auf die ich ängstlich (und fasziniert) starrte:
http://de.wikipedia.org/wiki/Intimschmuck#Intimpiercings_bei_Frauen
Auch das Wort "Ekel" fällt mir ein. Ich finds aber irgendwie auch gut, dass die Piercings nach Frauen benannt sind. Das gibt bestimmten Unterhaltungen gleich ganz neue Richtungen: "Was macht denn deine Christina?"-"Danke der Nachfrage, Fahrrad fahren müssen wir noch etwas üben." Interessant, interessant.
Ich glaube, hier ist gerade der Eindruck entstanden, ich hätte so eine Art subäquatorialen Schmuck (weil ich nicht müde werde, darüber zu erzählen), daher verneine ich dies energisch und wechsle sofort das Thema. Was soll man zu dämlichen Hamburger Mädchen sagen, die das Brandenburger Tor "Berliner Tor" nennen und den Tresor Club nach Unter den Linden verlegen? Man sagt: "Dir ham se doch ins Hirn gepierct!" bzw. denkt es sich, weil die dämlichen Tussis zu zweit sind, über und über tätowiert und einem körperlich eindeutig überlegen. Ich fürchte, das Metall macht mich nicht cooler. Immerhin: Das Gesicht funktioniert noch und dank des Schmunzelkatarrhs werde ich nun vielleicht endlich als die ernsthafte Person anerkannt, die ich nicht bin.

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