Dienstag, 3. Juni 2008

Ich bin immer noch dagegen.

In meiner Tätigkeit als unterbezahlte Kampagnen-Ausdenk-Prostituierte der Marktforschung standen gestern erneut 3 Stunden meines Lebens an, die mir niemand zurückgeben wird und deren Bezahlung lächerlich erscheint, macht man sich die 180 Minuten des Gefühls bewusst, das außer mir wohl nur Shilo Jolie-Pitt nachvollziehen kann: "I was the odd one out!".
Es ist nicht schön, in einen Raum voller Pauls und Kittys (diese Namen sind NICHT frei erfunden, außer natürlich von ihren Eltern) zu kommen, die wirken, als seien sie für einen Imagefilm Berlins zusammengecastet worden: "Freie Promoterin im Filmbereich", "Doktorandin der Musikwissenschaft", "angehender Tonmeister", "Musikerin", natürlich alle aussehend und gestylt als seien sie aus einer American Apparel-Umkleidekabine gezerrt worden, also irgendwie subtil pornographisch. Das sind nicht meine Worte, so beschrieb die freie Eventlady die Werbung dieser Firma, womit sie völlig richtig liegt. Der einzige Mensch mit einem richtigen Beruf (Erzieher) konnte leider weder "Idyll" noch "traditionell" richtig schreiben, beide Male vezichtete er auf ein "L", was ja nicht so schlimm gewesen wäre, wenn er sich nicht extremst gut mit Parfüm-Print-Werbung ausgekannt und Matthew McConaughey für einen "coolen Surfer-Typen" gehalten hätte und nicht den kiffenden Nacktbongospieler in ihm erkannt hätte, der jener ist. Es hätte mich im Grunde genommen schon stutzig machen müssen, dass ich die einzige war, die auf die rauchverhüllende Geruchswirkung des zu diskutierenden Kaugummis einzugehen verstand. Allen anderen war das "noch nie aufgefallen", schließlich sind sie alle kleine Fitness-Freunde, die rauchen Bäh finden, Red Bull für das Sponsoring "echter Underground- Events, also jetzt wirklich UNDERGROUND" loben und Traubensaft kaufen weil sie da "manchmal so Bock drauf haben, nicht wegen Durst". Ich trinke manchmal auch ohne Durst zu haben, dann aber eher keinen Traubensaft. Zum Schluss noch der Tagesaufheiterer aus der Auslage des U-Bahnzeitungshändlers, die ich heute ausgiebig studierte als sich die U-Bahn wegen einer "erkrankten Person im Wagen auf unbestimmte Zeit" verspätete, was die herzensguten Berliner dazu brachte, erst lauthals über die Berliner Verkehrsbetriebe und dann über diesen Egoisten mit Herzanfall im Berufsverkehr zu schimpfen.

Die Mitbewohnerin, welche sich diesen Monat gratis beim darbenden, kleinen Fußballverband UEFA verdingt, wird froh sein, dass nun nicht sie in das überdimensionale Hühner-eske Kostüm steigen muss. Wobei: Stehen würde es ihr wahrscheinlich und so könnte Luca Toni sie auch später nicht identifizieren wenn es um den Überfall auf ihn im Entmüdungsbecken geht.

1 Kommentar:

Anonym hat gesagt…

hello kietznachbarin,
hab gerade ein schönes filmchen gesehen, was den sogenannten american way of life (bzw. of volksverdummung)grandios widerspiegelt.. beunruhigenderweise passts heute wohl auch zur tagespolitischen situation.
muss ich dir hier jedenfalls mal posten..

http://www.youtube.com/watch?v=C0K_LZDXp0I&eurl=http://www.losbastardos.info/forum/index.php?page=Thread&postID=9066

und die kurzversion:
http://www.youtube.com/watch?v=lW4s7TETtJA&eurl=http://www.losbastardos.info/forum/index.php?page=Thread&postID=9066

viele grüße, claudí