Freitag, 8. August 2008

Mission: Randomness

Als Zeichen fortschreitenden Verfalls und unerfreulich früher Verkalkung dürfte wohl gelten, wenn man zuerst die gelbe Tonne mit der schwarzen Tonne verwechselt und auf dem von Schuldgefühlen gegenüber den armen Mülltrennern geplagten Weg zurück in die Wohnung nur an der falschen Fußmatte erkennt, dass man eine Etage zu weit gegangen ist. Es gilt allerdings zu reklamieren, dass diese Verkalkung eindeutig charmanter ist als jene von Zehlendorfern, die Friedrichshain oder Prenzlauer Berg als "Pseudo-Hip" bezeichnen. Ich nehme an, jene Menschen suchen auf ihren Wahlzetteln auch noch Eberhard Diepgen, wundern sich über die laschen Ostberliner Grenzer und hoffen auf den nächsten Auftritt von Klaus-Jürgen Wussow in der Komödie am Kurfürstendamm. Dort kann man übrigens in nur einem Theaterstück ZDF- Vorabendseriendarsteller im Dutzend bewundern, was eine halbwegs zurechnungsfähige Überleitung für folgenden ZDF-Vorabendserien-Fun Fact ist: Aus touristischen Gründen werden in Boren, dem Drehort des neuen Wanye Carpendale-Vehikels "Landarzt" (nachdem Walther Plate bzw. das ZDF wohl endgültig erkannt hat, dass ein Arzt, der siecher aussieht als seine Patienten nicht so überzeugend ist) regelmäßig zu Pfingsten Schilder mit der Aufschrift "Deekelsen" unter anderem an Bushäuschen angebracht.
Als jemand, der erst kürzlich unter den kritischen Blicke dutzender Renter im Ohnsorg-Café einen überteuerten Brownie und einen Filtercafé aus Restbeständen von Heidi Kabels Kommunion zu sich nahm, kann ich diese Art von TV-Touristen-Bespaßung sehr gut verstehen, ja sogar lobpreisen. Wie glänzten meine Augen, als die überraschend freundliche Kellnerin in Ohnsorg-Schürze darauf hinwies, dass ein Aufenthalt im Café nur 30 Minuten lang möglich sei, da es danach als Pausenraum der laufenden Vorstellung dienen müsse. Ich nehme an, es war die letzte Vorstellung des Tages denn es war schon 16: 45 Uhr als sie dies kund tat und die letzten Nachtschwärmer unter den Senioren machten sich nach dem restlosen Verputzen ihres Diabetikergebäcks hurtig auf, den zweiten Teil eines schwachsinnigen Stückes zu sehen, dass sich erstens durch einen unaussprechbaren, angeblich plattdeutschen Titel sowie zweitens durch das ständige Auf- und Zuschlagen von Bühnentüren auszeichnete. Das ist zumindest das, was mir meine besten Freunde, die Vorurteile berichteten.
Auch auf die Gefahrt hin, mich zu wiederholen: Das Schönste an Hamburg war übrigens das Köstritzer auf einem Trafokasten an der Außenalster mit Blick auf die 5430 Hotels und Luxusbutzen, die sich dort gegenseitig langweilen. Wenn mich nicht alles täuscht, gab es auch noch berichtenswerte Fotos von der Anderen und mir vor der Raststätte Stolpe, die uns einlud mit Waschbetonfassade und zum Bleiben zwang mit 4 schlechtgelaunten Truckern im Gastraum sowie dem rätselhaften massenhaften Verkauf von Sanddornrodukten. Beim Versuch, mich daran zu erinnern, welche überteuerte Mikrowellenspeise ich dort zu mir genommen habe, wird mir mal wieder deutlich, welch schlechtes Essensgedächtnis ich habe. Erst gestern trank ich gefühlte 2 Liter Bier mit jemanden, der sich noch ganz genau an eine in der 4. Klasse verspeiste Portion Pommes mit Cola erinnern konnte. Ich kann mich höchstens erinnern wenn ich die Speise bei einer sich dem Essen anschließenden Busfahrt nochmal wiedergesehen habe.
Es empfiehlt sich übrigens nicht bei empfindlichen Magen "Milchmädchen" aus der Tube zu lutschen vor einer 7stündigen Busfahrt durch Ungarn.

2 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

Dein Essen zu Stolpe stammte aus der großen Essensfamilie Fleisch mit Pommes, während ich für 8.50 eine Pellkartoffel mit Kräuerquark aus dem Vorteils-10-Liter-Eimer zu mir nahm. Mit dieser Wahl unterschieden wir uns stark von der Lieblings-"Mahlzeit" der Trucker, Hackfleisch in Thermoskannen.
Falls darüber hinaus noch Fragen offen sein sollen, können Sie sich gerne an mein Gehirn wenden, das sich nur die sinnlosesten Dinge merkt - auch ohne sie noch einmal wiedergesehen haben zu müssen.

Anonym hat gesagt…

Jetzt weiß ichs wieder: Es war Bulette mit Zigeunersoße, die ich deswegen wählte, weil ich dieses Überbleibsel politischer Inkorrektheit im Lebensmittelbereich erhaltenswert fand.