Dienstag, 16. Dezember 2008

shut up, christmas.

Weihnacht in Berlin: Von Schnee keine Spur, dafür magische Vervielfachung der Kinderwagenarmaden, die sich offensichtlich vom Prenzlauer Berg immer weiter Richtung Süden vorarbeiten, nicht ohne Erwachsenenfüße zu zermalmen und mit dem Geschrei der Insassen offenbar das Hells Angels Nachwuchscasting zu gestalten. Missmutige Mitbewohner, die ihren Verwandten nur die frohe Botschaft verkünden: "Nüscht guck ich. Meine Fresse!". Außerdem spinnt das Internet, das seitdem René Obermann persönlich uns eine Vertragsverlängerung um ein Jahr unterjubelte, sowieso den Zauber des permanenten Ablenkungspotenzials eingebüßt hat. Was Obermanns Involviertheit in den Vorgang angeht, so kann ich mir natürlich nicht ganz sicher sein, möchte mir aber selbst gerne einreden, dass das Verarschen ausgewählter ostdeutscher Privatkunden seine Rache ist für Maybrit Illner. Außerdem ist die just auf dem Weihnachtsmarkt betrunken erstandene Paillettenmütze nach nur einem Tag gerissen, und das ausgerechnet, als ich sie am einzigen Ort trug, der dies verlangt: Den Wühlmäusen am Theodor Heuss Platz, im Didi Hallervorden-Land zwischen Avus und Masurenallee, untypischerweise für das Viertel NICHT in einem Naziprachtbau untergebracht. Aus Unmut muss ich schon den ganzen Tag die hervorragenden Glühweinschnitten der Mitbewohnerin essen, begleitet natürlich von Glühwein. Das soll mich vergessen machen wie ich wie ein explodiertes Kissen aus weißen Pannesamt den Macarena und andere Verbrechen tanzte, nicht ohne dabei der versammelten Kollegenschar mit dem Kunsthaar zu winken. Es ist doch interessant, wie Fotografien das Fehlen von Ganzkörperspiegeln, Modezeitschriften, abgetrennte Größenetiketten in Bekleidungsstücken und andere Taktiken des Selbstbetrugs obsolet machen. Mit anderen Worten: Ich konsumiere um zu vergessen, dass ich nicht makellos bin, was mich noch viel weniger makellos macht. Das nennt man auch Schizophrenie. Immerhin konnte ich im Laufe des Abends den unbestritten schönsten Mann der Firma dazu zwingen, mit mir Discofox zu "Time of my life" zu tanzen, wobei wir die Hebefigur wohlweislich ausließen. Penetranz statt Eleganz: Ich bin die Andrea Ypsilanti der Weihnachtsfeiern.

2 Kommentare:

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